Der Künstler und Filmemacher Korakrit Arunanondchai richtet in einem einzigen umfangreichen Werkkomplex das Augenmerk auf die Idee eines „lebenden Archivs“. Sein Interesse gilt dabei Beziehungen, die lange Zeit fortdauern und sich mit den Menschen und ihren Körpern verändern, und somit eine Parallele zur Entwicklung der Geschichtsschreibung aufweisen, ohne jedoch an deren Linearität und zentralen Erzählperspektive festzuhalten. In letzter Zeit ist der Künstler dazu übergegangen, strukturelle Beziehungen, die animistischen Vorstellungen zugrunde liegen, mit jenen des globalen Informationsnetzwerkes zu überlagern. Animismus, das älteste Glaubenssystem der Welt, das außerhalb des Westens auch heute noch sehr präsent und lebendig ist, hat laut Arunanondchai eine gewisse Ähnlichkeit mit der Art und Weise, wie Netzwerktechnologien Menschen in Geister verwandeln. Die Geschichte der nahen Zukunft wird zu einer Version eines Narrativs aus einer fernen, imaginierten Vergangenheit, wie sich auch die Dichotomie von Spiritualität und Technologie zunehmend in Graustufen aufzulösen scheint, sodass eine multiple „gemeinsame Gegenwart“ hergestellt werden kann.