© Thomas Reimer / www.fotolia.de
KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

AllgäuMuseum

© Thomas Reimer / <a href="https://www.fotolia.de" style="color:#222;" target="_blank">www.fotolia.de</a>
© Thomas Reimer / www.fotolia.de

Großer Kornhausplatz 1
87439 Kempten
Tel.: 0831 25 25 200
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-16.00 Uhr

SCHNEE. Allgäuer Winterbilder und die Schneemann-Sammlung Grätz

27.10.2012 - 20.01.2013

Allgäu. Winter. Schnee. Diese Elemente wecken Gefühle. Grund genug für eine Ausstellung, unterstützt durch die Personifikation des Schnees, den Schneemann.
Alte Fotografien entführen die Besucher und Besucherinnen in das winterliche Allgäu – in die Frühzeit des Ski- und Wintertourismus. Der Blick schweift über schneebedeckte Gipfel und Hänge fast ohne Skilifte, dafür Aufstiegsspuren und Abfahrtsschwünge. Die Schau präsentiert im Schneeflockenwirbel Wintersportgeräte von einst, Rodel, Holzski und Bambusstöcke. Manch einer erinnert sich sicher noch an lederne Skistiefel und Riemenbindung ...
Dass man Schnee nicht nur bei frostigen Temperaturen erleben kann, sondern auch im Museum, beweist die weltweit größte Sammlung von Schneemännern. Seit 30 Jahren trägt der Sammler Cornelius Grätz neue und alte, kleine und große Schneemänner aus Papier, Kunststoff, Holz, Metall, Stoff und vielen anderen Materialien und in allen nur erdenklichen Formen und Farben zusammen. Als kleinstes Exemplar ist eine nur wenige Millimeter große Figur zu sehen, der größte Schneemann ist zweidimensional, es handelt sich um ein riesengroßes Werbeplakat.
Heute umfasst die Sammlung weit über 3000 Exemplare und wurde bereits 2001 ins Guinessbuch der Rekorde aufgenommen. Das Lieblingsstück des Sammlers kommt eher unscheinbar daher: ein gutgelaunter kleiner Schneemann, der eine Kerze hält.
Im Mittelalter war die Figur des Schneemannes noch völlig unbekannt, erst im 18. Jahrhundert findet sich der erste schriftliche Beleg. Groß und unnahbar, abweisend und Furcht erregend – so begegnet uns der erste Schneemann in einem Kinderliederbuch von 1770. Dort wird er als „... rießenmäßiger Colos!...“ bezeichnet, denn der Winter war eine bedrohliche und entbehrungsreiche Zeit. Die erste Abbildung, die wir bis heute von einem Schneemann kennen, ist nur wenig jünger. 1778 schuf der Kupferstecher Daniel Chodowiecki ein Kalenderblatt, auf dem ein Jahr in 12 Einzelbildern dargestellt wird. Der Dezember zeigt vier Kinder, die einen mannshohen Schneemann mit Schneebällen bewerfen.
Im 19. Jahrhundert wandelte sich allmählich die Einstellung zum Winter. Kinder und Erwachsene entdecken den Spaß am Schlittenfahren, am Eislaufen und am Bau von Schneemännern, Winterfreuden, die im Biedermeier zu einem beliebten Kinderbuch-Motiv werden. Die Gestalt des Schneemanns wurde kugeliger, das Aussehen wesentlich freundlicher. Um 1900 tauchten die ersten Schneemänner aus Holz und Papier als Schmuck für den Weihnachtsbaum auf. Ebenso stark wurde das Bild des freundlichen Wintersymbols in dieser Zeit durch die wachsende Beliebtheit der Postkarte geprägt. Postkartenverlage entdeckten in dieser Zeit den Schneemann als Motiv für Weihnachts- und Neujahrsgrüße.
Geschichten, Gedichte und Lieder rund um den Schneemann sind bis heute zur Winterszeit allgegenwärtig. Sei es der Kinderbuchklassiker von 1930: „Die Schneemänner“ von Annelies Umlauf-Lamatsch (bis heute erhältlich), das Gedicht über den „Schneemann“ von Wilhelm Hey, in dem bittet: „Liebe Sonne, schein nur nicht - sonst wird er gar wie Butter weich und zerfliesst zu Wasser gleich“, die Volksweise: „Schneeflöckchen – Weißröckchen“, oder die moderne Geschichte von Jiri Kandeler: „Rettet die Schneemänner. Eine Geschichte vom Klimawandel für Groß und Klein“.
Zudem entfaltet der Schneemann seine Vorzüge als Werbeträger des Winters. Mit seiner runden weißen Form eignet er sich als Weihnachtsschmuck ebenso wie als Fensterdekoration. Bis heute wird er in der bunt-schillernden Warenwelt in allen nur erdenklichen Variationen vermarktet: als Kerze, Kuscheltier, Krawatte, Schneekugel, Seife, Tischleuchte, Bettwäsche und sogar als Badetuch.
Ein Glanzlicht der Sammlung bilden die Zeichnungen von Prominenten, die exklusiv für Cornelius Grätz ihre Version des Schneemanns künstlerisch umgesetzt haben, darunter Karl Dall und Udo Lindenberg.

KULTURpur empfehlen