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Galerie der Stadt Fellbach


Marktplatz 4
70734 Fellbach
Tel.: 0711 5851 417
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-Fr 16.00-19.00 Uhr
Sa, So 14.00-18.00 Uhr

Aufbrüche. Bilder aus Deutschland

01.10.2015 - 10.01.2016

In Zusammenarbeit mit dem Suermondt-Ludwig-Museum Aachen präsentiert das Kulturamt Fellbach in der Galerie der Stadt Fellbach rund 80 ausgewählte Originalfotografien aus der Sammlung Fricke. Den Schwerpunkt dieser Kollektion bildet Reportagefotografie aus den 40er- bis 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, die sich überwiegend der deutschen Nachkriegsgeschichte widmet.
In mehr als 40 Jahren haben Dr. Christiane und Karsten Fricke eine Sammlung bedeutender Bilder von rund 120 Fotografenpersönlichkeiten zusammengetragen. Zunächst interessierter Laie und begeisterter Hobbyfotograf, kaufte Fricke schon in jungen Jahren Fotoliteratur und gelegentlich auch Originalabzüge bekannter Fotografen. Leidenschaft, verbunden mit wachsender Expertise und einem sich auch in Deutschland langsam entwickelnden Sammlermarkt für Originalfotografie, ermöglichten über die Jahre die Zusammenstellung einer Kollektion wichtiger Fotografien von musealer Qualität. Schwerpunkte der Sammlung sind Bildjournalismus, daneben Porträts und einige Landschaften. Generell dokumentiert die Sammlung die Entwicklung Deutschlands vom Nachkriegselend über das Wirtschaftswunder, die Teilung und Wiedervereinigung bis hin in unsere Gegenwart hinein. Das aufkeimende politische Bewusstsein der Endsechziger- und 1980er-Jahre findet seinen Wiederhall in den Fotografien, die mit dem historischen Moment der Wiedervereinigung abschließen. Nie verleugnen die Fotografien ihren dokumentarischen Charakter, doch immer steht auch das authentische Einzelfoto im Fokus: das inhaltlich wie formal überzeugende Bild.
Bilder von 32 Fotografen wurden für die Ausstellung ausgewählt. Berühmte Namen wie Robert Lebeck, René Burri, Barbara Klemm und Stefan Moses aus dem Westen, aber auch Fotografen der ehemaligen DDR wie Sibylle Bergemann und Arno Fischer sind in der Ausstellung vertreten. Die Schau stellt zudem Vertreter der jüngeren Fotografie vor, deren Sujets einen frischen Blick auf das Thema "Deutschland" werfen. Als Meilensteine des Fotojourna-lismus sind einige der gezeigten Werke im Bildgedächtnis vieler Menschen verankert.
Die frühesten Aufnahmen aus der Kriegs- und Nachkriegszeit berühren vor allem durch ihre stille Kraft. Dies gilt besonders für Hermann Claasens Trümmerbilder, die aufwühlend und zugleich ästhetisch sind. René Burris Bilder zeugen von einer souveränen Bildkompositi-on. Stefan Moses markiert mit seinem inszenierten fröhlich-optimistischen Bilderzyklus "Deutsche", in dem einzelne Menschen oder Gruppen mit Arbeitsgerät und Arbeitskleidung vor einem provisorisch aufgehängten Vorhang posieren, einen Wendepunkt der Nachkriegs-fotografie. Sibylle Bergemann machte in der DDR der 1980er-Jahre Modefotografie für die nach ihr benannte Modezeitschrift "Sibylle". Bemerkenswerte Bilder, die durchaus auch Skepsis gegenüber der oktroyierten Zuversicht eines omnipräsenten Staates demonstrieren. Rudolf Holtappel dokumentiert die Verhältnisse im Ruhrgebiet. Wie bei Walter Vogel und Jürgen Hebestreit scheint der Mensch gegenüber den mächtig aufragenden Zechengebäuden verletzlich, doch gleichermaßen widerstandsbereit und zuversichtlich. Das politische Deutschland spiegelt sich in Aufnahmen von Robert Lebeck, Engelbert Reineke oder Barbara Klemm. Arno Fischers Silvesterbild 1989/90 am Brandenburger Tor beschließt diese bemerkenswerte Schau gelebter Geschichte.

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