Installationsansicht, Bizarre Silks, Private Imaginings and Narrative Facts, etc., eine Ausstellung von Nick Mauss, Foto: Philipp Hänger
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Kunsthalle Basel

Kunsthalle Basel. Foto: Yohan Zerdoun
Kunsthalle Basel. Foto: Yohan Zerdoun
Installationsansicht, Bizarre Silks, Private Imaginings and Narrative Facts, etc., eine Ausstellung von Nick Mauss, Foto: Philipp Hänger
Installationsansicht, Bizarre Silks, Private Imaginings and Narrative Facts, etc., eine Ausstellung von Nick Mauss, Foto: Philipp Hänger

Steinenberg 7
4051 Basel
Tel.: 061 206 99 00
Homepage

Öffnungszeiten:

Di,Mi,Fr 11.00-18.00 Uhr
Do 11.00-20.30 Uhr
Sa,So 11.00-17.00 Uhr

Georgia Sagri: Mona Lisa Effect

13.04.2014 - 08.06.2014

Mit dem Begriff „Mona-Lisa-Effekt“ wird die optisch-psychologische Wirkung beschrieben, die das berühmte, heute in der Sammlung des Louvre befindliche Gemälde von Leonardo da Vinci ausübt. Wie als Beleg für Leonardos Meisterschaft scheint der Blick der lächelnden Mona Lisa den Betrachtern zu folgen, während sie sich durch den Raum bewegen – sofern sie sich überhaupt bewegen können, da das durch kugelsicheres Glas, zwei Absperrungen sowie Museumswärter geschützte Gemälde in der Lage zu sein scheint, den Besuchern einen einzigen Blickwinkel aufzuzwingen, den sie als Teil der einströmenden Menschenmenge einnehmen müssen, wobei ihre Bewegungsfreiheit so weit eingeschränkt ist, dass sie lediglich ihre Hände heben und Fotos schießen können.
Georgia Sagris Ausstellung mit dem Titel „Mona Lisa Effect“ beschäftigt sich mit dem physischen wie politischen Phänomen der Bewegung sowohl innerhalb wie außerhalb von Galerieräumlichkeiten, indem sie durch eine Reihe performativer, rhetorischer und technischer Elemente den Ausstellungsraum neu organisiert. Die „Bewegung“ kann darüber hinaus als natürliche Disposition des Menschen zur (und als Recht auf) Mobilität verstanden werden, zur Versammlung, Zerstreuung und zum erneuten Zusammenkommen. In Sagris Interpretation des Mona-Lisa-Effekts wird der vom Kunstwerk nachgebildete Blick somit zu einer Metapher für die Beständigkeit des überwachenden, kontrollierenden Blicks der Herrschaft – der verstreuten politischen Macht, die in der gegenwärtigen Gesellschaft das Leben aller Subjekte durchdringt. Diese „weiche“ Allgegenwärtigkeit der Macht ist inzwischen völlig in unser Leben als Staatsbürger integriert - heute ein Bürger zu sein ist gleichbedeutend mit der Unterwerfung unter die Biopolitik als jener Form der Macht, die sich auf alle Aspekte des menschlichen Lebens auswirkt, während die Sphären des Privaten und des Öffentlichen zu einem untrennbaren Ganzen verschmelzen.
An der Spitze der zum Oberlichtsaal führenden Treppe dient ein auf einem Flachbildschirm gezeigtes Video als Einführung, Anleitung und Leitfaden zur Ausstellung. Es wurde, im Vorgriff auf die Erfahrungen der Besucher in der Ausstellung, als eine Art Trailer geschaffen und verweist auf eine Bandbreite möglicher Handlungen, die die Besucher nach Betreten der Ausstellung ausüben können oder sehen werden.
Eine große Wand, deren Vorderseite eine Tapete mit einem Mauerwerkmuster bedeckt, trennt den Hauptsaal in zwei Bereiche. Ein auf der rechten Seite der Wand ausgesparter Durchgang erlaubt den Besuchern, die nachfolgenden Räume zu betreten. Durch die Ziegelwandimitation wird ein Außenraum evoziert: Eine derartige Wand trennt ein Gebäude von der Außenwelt ab und schafft damit eine Grenze zwischen dem geschlossenen Raum und dem, was als öffentlicher Raum bezeichnet wird. Die roten Ziegel lassen zudem an Fabriken des frühen Industriezeitalters denken, an die rudimentärste Waffe, die bei Unruhen in Städten zum Einsatz kommt - der Ziegelstein -, oder an einen Ort, um politische Botschaften anzubringen oder aufzusprühen. Die den makellosen neoklassischen Saal überragende Wand spielt auch auf die brutalsten Formen der Unterdrückung wie Inhaftierungen und Exekutionen an. An den Seiten beließ Sagri die Wand offen, wodurch deren innerer Aufbau sichtbar und damit die Künstlichkeit der Konstruktion offenbart wird, während die verputzte Rückseite weiß verbleibt und somit hinter der Wand einen herkömmlichen Galerieraum schafft.
Im Verlauf der Ausstellung wird Sagri in einem eigens angefertigten Overall, auf den ihr eigener Körper in Alltagskleidung aufgedruckt ist, vor der Wand und um die freigelassene Ecke herum präzise Bewegungen vollführen. Diese sind in vier Sequenzen unterteilt und werden in wechselnden Abständen mit unterschiedlicher Dauer aufgeführt. Die Bewegung der Performerin ist entlang der Wand von links nach rechts ausgerichtet und unterstreicht damit die Sequentialität, die Linearität und die beinahe kinematografische Qualität der Performance: ein Aufbau von Spannung, Handlung, Kulmination und schließlich die Wiederholung der Sequenz.

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