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Kunsthaus der Apolda Avantgarde


Bahnhofstraße 42
99510 Apolda
Tel.: 03644 51 53 64
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Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-18.00 Uhr

Gerd Mackensen: Blaue Tuba beidhändig

18.04.2010 - 13.06.2010
Grölend, stöhnend, kotzend, unangepasst und überzeichnet kommt es oft daher, das Figurenensemble des Gerd Mackensen: wie die buntgemischte „Klee-Bande“, die nicht zuhören will, die gesichtslose Nackte, die sich selbstbewusst vor männlichen Augen entblößt und die „Blaue Tuba“. Um die kräftige Tuba - in blaue Farbe getaucht - vollständig zu umfassen, muss der Spieler seine Arme ganz weit ausbreiten. Gedrungen und glatzköpfig macht er sich an ihr zu schaffen, um ihr den vertrauten schweren und wuchtigen Klang zu entlocken. Seine Arme und Hände haben sich den Ausmaßen des blechernen Monstrums angepasst. Groß und blau überragt sie ihn und er hat, trotz seiner riesigen Pranken, Mühe sie zu halten und gegen das riesige Ding zu bestehen. Das alles einnehmende blaue Instrument dominiert das Bild und lässt den Musiker zur Hintergrundfigur werden. Einzig seine kräftigen Hände vermögen das Ungetüm zu zügeln. Diese Hände versuchen das wilde Instrument im Zaum zu halten, so wie der Künstler die Farbe und die Form mittels der Linie zu bändigen versucht. Es bleibt offen, ob sich der Spieler gern dem riesigen Instrument ausliefert, ob dies gar eine lustvolle Erfahrung ist, ob es harte Arbeit oder leidenschaftliche Hingabe an ein Ding ist, dem er rein körperlich kaum gewachsen scheint? Blaue Tuba beidhändig | 2009 |Acryl auf Papier Mit Lust und Witz dirigiert Gerd Mackensen (geb. 1949) seit vielen Jahren als freischaffender Künstler seinen heiteren, frechen und mitunter skurrilen Figurenkanon durch die Thüringer Kunstszene. Formen und Figuren, in unzähligen Skizzenbüchern geboren, werden später in Kupferplatten geritzt, verhelfen alten Fotografien zu neuen Geschichten und entstehen in Dl oder Acryl auf Papier oder Leinwand. Geradezu unbändig ist sein Drang zu zeichnen und zu malen, mal gegenständlich, mal abstrakt, lotet Mackensen die Möglichkeiten verschiedener Materialien und Techniken aus. Seine geheimnisvollen Landschaften, erotischen bisweilen pornografischen Miniaturen und abstrakten Kompositionen balancieren oft auf dem schmalen Grat des Greifbaren. Eine Strategie, die sich wie ein roter Faden durch das Gesamtwerk Mackensens zieht und seine Auseinandersetzung mit der abstrakten und gegenständlichen Kunst dokumentiert. Doch bei aller Freude am Experimentieren ist es der Strich des Zeichners und Grafikers Mackensen, auf den sich der Künstler immer wieder beruft und besinnt. Im vergangenen Jahr feierte Gerd Mackensen seinen 60. Geburtstag. Anlass genug für eine Bestandsaufnahme der vergangenen Jahrzehnte eines Künstlerlebens und zugleich der Versuch, die Bandbreite der bildkünstlerischen Arbeit Mackensens zu zeigen und zu würdigen.

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