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Kunstverein München e.V.


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Sudoku

04.07.2015 - 06.09.2015

Der Ausstellungstitel ist der Name eines beliebten japanischen Logikrätsels, bei dem man schlussfolgern muss, an welche Stellen in einem konzentrischen Quadratraster die Zahlen 1 bis 9 einzufügen sind. Die Schwierigkeit des Spiels besteht in seinen einschränkenden Regeln, doch für die ausstellenden Künstler bot das Sudoku ein produktives System, um im wechselnden Austausch miteinander neue interdisziplinäre Arbeiten zu schaffen und existierende Werke neu zu präsentieren.
Fast alle der 50 ausgestellten Werke wurden individuell geschaffen, die resultierende Ausstellung ist passenderweise aber eine kollektive Angelegenheit, denn jeder der Künstler hat sich über die Jahre immer mehr mit den anderen verwickelt. Levi reagierte mit einer Bilderserie auf einen Film von Nashashibi, die später Levi dabei filmte, wie sie in ihrem Baseler Atelier mit einem Mopp malte. Genauso beeinflussen sich fortwährend Didžiapetris und Nashashibi mit ihren verschiedenen Praktiken. Durch Sudoku verdichtet sich die Verwicklung der Künstler zu einem Knoten und dadurch treten die individuellen Ansätze noch deutlicher hervor.
Levi hat die zwei längsten Wände des Kunstvereins behängt, indem sie die vier zusammenhängenden Ausstellungsräume mit einem ausgedehnten Raster aus Bildern auf gespannter Baumwolle verkleidet hat. Die meisten Bilder wurden vor Ort gemalt, doch einige Rahmen sind auch leer und andere hat Levi ganz weggelassen, so dass im Raster Lücken bleiben. Didžiapetris wiederum hat drei riesige Neonglyphen in diesen Lücken installiert – Vergrößerungen von Plankton, die der Künstler aus einer Reihe seiner Zeichnungen ausgewählt hat. Sie stellen neben dem diffusen Licht der Fenster auch eine weitere Ebene der Beleuchtung dar. Auf Levis Bilderraster projiziert Nashashibi einen 16mm-Film, in dessen Mittelpunkt die undurchdringlichen Augen einer Frau stehen sowie eine ganze Reihe abgedeckter Autos aus Kairo. Während Levi den Charakter der Räumlichkeiten aufhebt, indem sie Fenster, Wände und Heizkörper abdeckt, stört Nashashibi die systematische Ordnung des Rasters noch weiter mit einer Reihe von Zeichnungen auf Papier und loser Leinwand.
Gemeinsame Interessen, wie ein erweiterter Zeichnungsbegriff, die latente Ablesbarkeit von Inhalten im Abstrakten, der Unterschied zwischen einem textuellen Seiten-Raum und einem filmischen Zeit-Raum sowie die Zeitgebundenheit der Rezeption im Allgemeinen treten in der Installation zu Tage und kristallisieren sich zu einem komplexen, einzigartigen Organismus, der parasitär und gleichzeitig symbiotisch ist – ein Sudoku, das sich von hinten aufrollen lässt.

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