Foto: Münchner Stadtmuseum
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Münchner Stadtmuseum mit den Sammlungen Fotografie, Puppentheater, Schaustellerei, Musik und der Sammlung Mode/Textilien

Foto: Münchner Stadtmuseum
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St.-Jakobs-Platz 1
80331 München
Tel.: 089 23322370
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Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-18.00 Uhr

Michael Janiszewski - Heimsuchungen

25.07.2007 - 30.09.2007
Im Rahmen der Reihe "Forum für Zeitgenössische Fotografie" zeigt das Fotomuseum eine Auswahl fotografischer Arbeiten von Michael Janiszewski. Der 1957 in West-Berlin geborene Künstler thematisiert seit den 1990er Jahren den Körper als Ort kultureller Disziplinierung. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit inszeniert er in einer Art persönlicher Aktionskunst Figuren und Requisiten im privaten Raum. Auf den ersten Blick wirken seine mit einer Kleinbildkamera aufgenommenen Bilder amateurhaft in ihrer Antiästhetik karikieren sie jedoch auf vielschichtige Weise den allzu normalen Wahnsinn einer spießbürgerlichen Gesellschaft. Ausgangspunkt der Arbeiten Janiszewskis ist der Körper des Fotomodells (entweder ein menschlicher Akteur oder eine künstliche Puppe), den er kostümiert, arrangiert und in Beziehung zum umgebenen Raum setzt. Die Gebärden des Körpers muten dabei absurd und grotesk an. Erstarrt in teils neurotisch oder manisch wirkenden Handlungen bis hin zu allumfassender Passivität, signalisieren die Situationen ein verzweifeltes, beklemmendes und kümmerliches Dasein. Janiszewski arbeitet hierbei bewusst mit den Mitteln der Imitation und der Künstlichkeit. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick erscheint - was echt ist, wirkt imitiert, was künstlich ist, wirkt überzeugend echt. Seine Hauptfigur der biederen Hausfrau mit Ringelsocken ist dabei der personifizierte Inbegriff des Doppeldeutigen: ein Mann in Frauenkleidern, d.h. eine Person, die nicht ist, was sie darstellt und die darstellt, was sie nicht ist. Michael Janiszewskis Inszenierungen sind nicht zuletzt als persönliche Bilder der Existenz des Künstlers im gesellschaftlichen Raum zu lesen. Mit den figuralen Posen des Krümmens und Verrenkens nutzt er die kommunikative Fähigkeit und Qualität des Körpers seiner Akteure, um seinem gesellschaftlichen Verweigern Ausdruck zu verleihen. In der antiästhetischen fotografischen Präsentation der körperlichen Ungestalt und Deformation wird auf einer sehr persönlichen und zugleich ironisch-tragischen Ebene ein deutlicher Protest gegen kollektive Normen und gesellschaftliche Ideale formuliert. Ulrike Westphal Begleitend erscheint ein gemeinsamer Katalog mit Texten von Christine Frisinghelli (Camera Austria, Graz), Martin Hochleitner (Landesgalerie)

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