26.08.2008 - 17.10.2008
Zur Besonderheit der Fotografien von Bartlomiej Barczyk und Joanna Siwiec trägt in bedeutendem Masse der räumliche Kontext und das symbolische Potential des Hintergrunds. Die Fotografien sind in Mitten von Industrieruinen, verlassenen Gebäuden und kümmerlicher Natur Oberschlesiens entstanden. Die stark durch die ökonomisch-politische Transformation gezeichnete Region wurde an manchen Orten zu einer lebenden Ruine der alten Utopien. Einen immanenten Teil der schlesischen Landschaft bilden verlassene Fabriken, Mietshäuser mit Wänden, die vom Bergbau Risse tragen, sowie Kohlwerke, die sich im Zustand grausamen Zerfalls befinden. Die fotografische Konfrontation dieser postindustriellen, kargen Wirklichkeit mit den Körpern der Tänzer, die des sicheren Kokons der Kleidung und der Rahmen der Bühne beraubt sind, wird in ihren Fotografien komplementär und spektakulär prophetisch. Die Fotos tragen in sich eine Metapher der Veränderung, jener Metamorphose, von der viele Industriestädte auf der ganzen Welt betroffen sind. Diese Veränderung ist verbunden mit dem Weggehen von der Industrialisierung und der Suche nach einer neuen „Verwendung“ für die Kulturtätigkeit, sowie mit dem Erschaffen in der lokalen Gesellschaft der so genannten höheren Bedürfnisse (...).“
„Die Fotografien von Joanna Siwiec und Bartek Barczyk stellen einen weiteren Beweis für die Beständigkeit der eigenartigen Mesalliance zwischen dem Tanz und der Fotografie dar. Diese Disziplinen sind sich seit über einem Jahrhundert treu geblieben, obwohl ein Fotograf, der die Bewegung eines Tänzers einfangen möchte, immer ein Risiko eingeht. Eine symbolische Umarmung verbindet das statische Medium - Fotografie und den Tanz, gewissermaßen zum Trotz ihrer extrem unterschiedlichen Natur. Der Paradox besteht doch darin, die Bewegung in der statischen Fotografie einzufangen. Zwischen dem Auge des Betrachters und dem Körper des Tänzers erscheint ein Vermittler in Gestalt einer unbeweglichen Fotografie. Welche Rolle, außer einer rein dokumentierenden, spielt in dieser sturen, symbiotischen Beziehung die Fotografie?
Eine der Antworten kann man eben in den Arbeiten von Barczyk und Siwiec finden. (...) Das Medium der Fotografie wird in diesem Fall zu einem Mitverursacher der registrierten Ereignisse, ist allgegenwärtig, weil seine vermeintliche Neutralität ausgesetzt wurde. Eben das Medium der Fotografie stimuliert und inspiriert die Tänzer, die sich des auf sie gerichteten Kameraobjektivs bewusst sind. (...)Textfragment von Sebastian Cichocki, aus dem Katalog „Dancing Silesia“
Bartlomiej Barczyk: Ich kann mich nicht an meine ersten Zorka, oder Zenith erinnern – ich hatte nie welche. Angefangen habe ich „Pechvogel“ direkt mit besseren Kameras. Es ist mir gelungen, meine ersten Fotos ohne größere Schwierigkeiten zu entwickeln. Die Fotos sind ganz gut geworden. Also war ich ziemlich untypisch. Die Fotografie sollte eine Methode sein, um Mädchen zu verführen. Aber es geschah etwas, was ich nicht erwartet habe – die Fotografie hat mich verführt. Wir sind wie jedes typische Paar. Wir haben unsere Flitterwochen und stille Tage. Wir streiten uns, und dann kommen leidenschaftliche Stunden. Einmal haben wir sogar über die Trennung nachgedacht. Unsere Beziehung hat schon einiges erreicht: den ersten Preis im Wettbewerb der Polnischen Pressefotografie 2003 in der Kategorie „Kultur“, den Grand Prix im Wettbewerb „An / im / neben Theater“ der Union Unabhängiges Theater 2005, den dritter Preis im Canon-Wettbewerb Pressefotografie 2006 in der Kategorie „Kultur und Kunst“.
Zu Zeit leite ich die Abteilung Fotografie der Kattowitzer Redaktion der "Gazeta Wyborcza". Ich fühle, dass wir beide, ich und die Fotografie noch viele lange Jahre vor uns haben.
Publikationen: New York Times, Tanz Aktuell, Gazeta Wyborcza, Twój Styl, Polityka, Przekrój.
Joanna Siwiec: Das Interesse an der Malerei, besonders an der Malerei von Touluse –Lautrec wurde für mich zur ständigen Inspiration und zum Vorwand, um über Kunst nachzudenken. Musik ist für mich eine Art fliegender Teppich – ich bewege mich frei in Ebenen der Vorstellungskraft, die meinen Blick öffnen. Wichtig sind für mich Menschen mit offenem Verstand, mit besonderen Leidenschaften und Interessen, Menschen, die ihre Welt erschaffen, die Licht ausstrahlen. Ich halte all das in meinen Fotografieren lediglich fest. 2004 gewann ich den zweiten Preis im Newsweek-Wettbewerb in der Kategorie „Kultur“, und 2005 erhielt ich den Grand Prix im Wettbewerb „Fotografie der Jungen“, organisiert vom Polnischen Verband der Kunstfotografen und der Stiftung Ateneum.
Publikationen: Tanz Aktuell, Fashion , Gazeta Wyborcza, Wysokie Obcasy, Przekrój, Ozon