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Schloss Belvedere - Unteres Belvedere, Orangerie


Rennweg 6
1030 Wien
Tel.: 01 795 57 134
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Öffnungszeiten:

tgl. 10.00-18.00 uhr
Mi 10.00-21.00 Uhr

Mehr als ZERO – Hans Bischoffshausen

08.10.2015 - 14.02.2016

Der 1927 in Feld am See geborene Kärntner Maler Hans Bischoffshausen zählt zu den wesentlichen Vertretern der österreichischen Nachkriegsavantgarde der 1950er- und 1960er-Jahre. Seine Ausstellungen in Venedig, Mailand und Paris ließen Bischoffshausen erste Erfahrungen mit der ZERO-Bewegung und der Malerei der Monochromie machen. Seine zunächst düstere und materialbezogene Kunst entwickelte sich im Sinne des Purismus von ZERO hin zu klaren Formen und Strukturen. Bischoffshausens monochrome Strukturbilder der 1960er-Jahre sind Ausdruck seiner intensiven Auseinandersetzung mit den Themen Schrift, Sprache und Stille, über die er die Welt zu begreifen versuchte. In der ersten retrospektiven Ausstellung eines Wiener Bundesmuseums zu Bischoffshausen würdigt das Belvedere den Künstler vom 8. Oktober 2015 bis 14. Februar 2016 unter dem Titel Mehr als ZERO – Hans BISCHOFFSHAUSEN. Die Schau in der Orangerie beschränkt sich nicht nur auf die ZERO-Periode Bischoffshausens, sondern zeigt die Zusammenhänge und die Freundschaft mit der Galerie Hildebrand in Klagenfurt und Künstlern und Wegbegleitern aus Holland, Deutschland, Italien und Frankreich. Bischoffshausen hatte das Ehepaar Hildebrand maßgeblich bei der Gründung der Galerie und der Auswahl der Künstler unterstützt und beraten. So ergaben sich oft gemeinsame Freundschaften mit Künstlern, etwa mit Bernard Aubertin, Lucio Fontana oder Herman de Vries. Bischoffshausens Umfeld wird in der Ausstellung durch Werke seiner Künstlerfreunde präsentiert, und somit wird der wechselseitige Einfluss zum Kärntner Maler deutlich.
Die Ausstellung widmet sich den bildnerischen Hauptwerken des Multitalents Bischoffshausen. Aufgezeigt werden die künstlerischen Wechselbeziehungen zu Malerkollegen der Nachkriegsavantgarde aus Frankreich, Deutschland, Italien und Holland. Bischoffshausens reduziertes, die Grenzen der Malerei auslotendes, materialbezogenes Schaffen hatte er im Zusammenhang mit seinen Reisen nach Italien und Frankreich bereits sehr früh entwickelt. Ausstellungsbesuche in Galerien von Venedig und Mailand legten den Grundstein zu einer Kunst, die immer weiter die Grenzen der Malerei ertastete. War sein Schaffen anfänglich noch von einer gestischen, abstrakten Malerei geprägt, fand er mit Materialien wie Sand, Zement, Lochungen oder Brandspuren zu einer neuen Formensprache, die sich mit den Zusammenhängen von Schrift und Bild beschäftigte.
Die Freundschaft mit dem italienischen Avantgardekünstler Lucio Fontana, der durch seine Schnittbilder weltberühmt wurde, öffnete Bischoffshausens Werkbegriff, an dem er nach seinem Umzug nach Paris 1959 konsequent weiterarbeitete. Bischoffshausen fand rasch Eingang in die französische Künstlerszene. Der bildende Künstler und ZERO-Vertreter Bernard Aubertin wurde zu einem wichtigen Wegbegleiter. Zwischen 1962 und 1965 nahm Bischoffshausens Karriere einen intensiven Verlauf, Ausstellungen in Frankreich und Deutschland sowie Beteiligungen in Italien waren die Folge. Kontakte zur internationalen Künstlergruppierung NUL um Jan Schoonhoven ermöglichten ihm, auch in Holland künstlerisch zu reüssieren. Ebenso sind seine Freundschaften mit Herman de Vries oder Heinz Mack Thema der Ausstellung.
Bischoffshausen gehört heute neben seinem Künstlerfreund Erwin Thorn zu den wenigen österreichischen Vertretern der ZERO-Bewegung. Dass Bischoffshausen genau wusste, in welche Richtung seine Kunst gehen würde, zeigt jene Anekdote, die er seinen Schwiegereltern in einem Brief übermittelte: „Ein Galerietrottel sagte zu mir: was wollen Sie? Was Sie machen ist das Ende der Malerei […] Sie irren sich, habe ich geantwortet, hier beginnt die moderne Malerei überhaupt erst.“ Seine individuelle Ikonologie des Materials und seine konzeptuelle Neuorientierung in der Kunst vor und nach 1968 machten ihn zu einem der wesentlichen Vertreter der Avantgarde. Die Ausstellung versucht, den Bogen von den ersten Materialbildern der 1950er-Jahre bis zur Pariser Zeit der ZERO-Bewegung zu spannen. Erstmals werden auch die 1970er- und 1980er-Jahre beleuchtet. Die Aufarbeitung des umfassenden Archivs von Ernst und Heide Hildebrand ist wesentliche Basis der Begleitpublikation und damit Teil der fortlaufenden Forschung zur Kunst der Nachkriegszeit, die erneut einen in Europa zu Unrecht wenig bekannten österreichischen Künstler ins Zentrum stellt.

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