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Städtische Kunstsammlungen


Theaterplatz 1
09111 Chemnitz
Tel.: 0371 4884428
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-Fr 11.00-17.00 Uhr
Sa-So 11.00-18.00 Uhr

Rosa Schapire: Rosa. Eigenartig grün

06.12.2009 - 21.02.2010
Die umfangreiche Ausstellung Rosa. Eigenartig grün. Rosa Schapire und die Expressionisten mit 120 Exponaten in den Kunstsammlungen Chemnitz zeigt das Leben der engagierten Kunsthistorikerin und Sammlerin Rosa Schapire (1874 - 1954), die zu den frühesten Förderern von Karl Schmidt-Rottluff und den BRÜCKE-Künstlern zählt. Neben Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen sind zahlreiche Werke aus der Tate Modern London, dem Gemeentemuseum Den Haag und den Staatlichen Museen zu Berlin – Nationalgalerie zu sehen. Rosa Schapire zählt zu einer der eindrucksvollsten Persönlichkeiten des deutschen Expressionismus. Der Kunsthistoriker Aby Warburg bezeichnete 1907 „Frl. Rosa Schapire [als] eigenartig grün [...] dieses Rosenknöspchen auf Tintenfüßchen." In diesem Jahr tritt die in Hamburg lebende Rosa Schapire als "passives Mitglied" der Künstlergruppe BRÜCKE bei. Während einer Zeit, als die BRÜCKE noch weitgehend ungeachtet ist, beginnt sie, sich für die Künstler und deren Werke einzusetzen, vermittelt Werke an Sammler und Galerien und trägt, indem sie private und öffentliche Vorträge und Lesungen organisiert, zum Verständnis der noch jungen Kunst bei. Mit dem Beitritt zur Künstlergruppe BRÜCKE beginnt auch die lebenslange enge Freundschaft zu Karl Schmidt-Rottluff, für dessen Anerkennung sie sich bis zu ihrem Tod unermüdlich einsetzte. Bereits 1910 konnte Schapire eine nahezu vollständige Sammlung an Grafiken Karl Schmidt-Rottluffs aufweisen, welche die Grundlage des Werkverzeichnisses "Karl Schmidt-Rottluffs Graphisches Werk bis 1923", das 1924 von ihr veröffentlicht wurde, bildete. 1921 gestaltete Schmidt-Rottluff, dessen Werke heute das Kernstück der Kunstsammlungen Chemnitz bilden, sogar ein Wohnzimmer mit Möbeln, Textilien, Kästen und farbigen Wänden für ihre Hamburger Wohnung. Neben der Gestaltung ihres Wohnzimmers trägt Rosa Schapire vom Künstler gestaltete Stoffe und den für sie persönlich geschaffenen Schmuck, der auf mehreren ihrer Porträts zu erkennen ist. 13 Schmuckstücke, nicht nur vom Künstler entworfen, sondern auch von ihm ausgeführt, können in der Ausstellung betrachtet werden. Diese Schmuckstücke beeindrucken vor allem durch ihre archaische Wirkung. Durch ihren engen Kontakt zu den BRÜCKE-Künstlern erhält Rosa Schapire über 100 Künstlerpostkarten, von denen ein Teil in der Ausstellung gezeigt werden kann. Mit Pinsel, Farbstiften oder Kreiden gezeichnete, aquarellierte oder bedruckte Postkarten sind seit 1909 ein wichtiger Bestandteil des künstlerischen Schaffens der BRÜCKE. Die Postkarten belegen die Dankbarkeit der Künstler für Schapires Vermittlung der expressionistischen Werke und für ihre zahlreichen Aufsätze und Ausstellungsbesprechungen und unterrichten über die künstlerische Tätigkeit. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft wurde Schapires Einsatz für die als „entartet“ geltende Kunst im National-sozialismus zusätzlich erschwert. Vorträge konnte sie nur noch unter Freunden in privaten Zirkeln halten. 1939 emigrierte sie nach London, wo sie sich noch mit 65 Jahren als Fürsprecherin der deutschen Avantgarde sah. Abgesehen von wenigen Ausnahmen, wie den meisten ihrer Werke Schmidt-Rottluffs, musste sie einen großen Teil ihrer umfassenden Sammlung in Hamburg zurücklassen. Im Exil setzte sie sich weiter für Karl Schmidt-Rottluff und die deutschen Expressionisten ein und eröffnete in Leicester 1953 die erste Schmidt-Rottluff-Ausstellung auf englischem Boden. Bis zu ihrem Tod am 1. Februar 1954 bei einem Besuch in der Tate Modern London kehrte Schapire nicht mehr nach Deutschland zurück. Anliegen der Ausstellung ist es, die Sammlung Schapires zu rekonstruieren und dabei vor allem die enge und langjährige Freundschaft zu Karl Schmidt-Rottluff in den Vordergrund zu rücken. Zu den rund 120 Exponaten aus der ehemaligen Sammlung Schapires gehören unter anderem Gemälde, Grafiken und Künstlerpostkarten von Karl Schmidt-Rottluff, Otto Mueller, Franz Radziwill, Walter Gramatté, Werner Gothein und Willem Grimm. Es werden 25 Werke der BRÜCKE-Künstler ergänzend zu dieser Sonderausstellung aus dem Bestand der Kunstsammlungen Chemnitz präsentiert.

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