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Thomas Billhardt: Vietnam

17.07.2015 - 06.09.2015

Der Vietnamkrieg, welcher mehr als drei Millionen Menschenleben forderte, war der tragische Höhepunkt des Kalten Krieges. Mit äußerster Brutalität und Rücksichtslosigkeit von den USA geführt, löste der Konflikt weltweite Proteste und Solidaritätsbekundungen mit dem Vietnamesischen Volk aus, die in den Antikriegsprotesten von 1968 gipfelten. Es ist vor allem den mutigen Kriegsphotographen zu verdanken, dass es zu solch vehementem Widerstand gegen den Krieg kommen konnte. Sie hielten das Leid der Menschen vor Ort mit der Kamera fest, und gaben dem Konflikt so Gesichter und greifbare Schicksale, die Menschen weltweit zum Mitgefühl anregten.
Thomas Billhardt aus Chemnitz war einer dieser Kriegsphotographen. Er bereiste im Auftrag der Staatspartei der DDR, der SED, zwischen 1967 und 1975 zwölfmal Vietnam und prägte mit seinen Aufnahmen die Antikriegshaltung einer ganzen Generation. „Ich wollte, dass die Leute überall auf der Welt Anteil am Schicksal der Menschen in Vietnam nehmen“, beschreibt er seine Motivation. Und in der Tat, fast jede/r kannte seine Bilder, welche sowohl in der DDR als auch im Westen in Zeitschriften, Bildbänden und Ausstellungen veröffentlicht wurden. Manche fanden sich sogar großformatig an Häuserwänden wieder.
Von Billhardts Ansehen im Ausland profitierte auch die SED, in die er 1968 unter dem Eindruck des Vietnamkrieges eingetreten war. Das Interesse der Partei, Bilder der Not aus Vietnam zu veröffentlichen, speiste sich aus der Absicht aus dem Konflikt politisch Kapital zu schlagen. Somit wurden Billhardts Photographien Teil eines Bilderkrieges gegen den Systemfeind USA. Mit Hilfe der Macht der Bilder sollte die Deutungshoheit über den Konflikt erlangt und das eigene sozialistische Gesellschaftssystem in möglichst positivem Licht inszeniert werden. Für einen Kriegsphotographen wie Thomas Billhardt bedeutete dies, dass seine realitätsnahe Photoreportage der Kriegsgeschehnisse gleichsam zur politischen Botschaft wurde.
Auf staatlicher Ebene fungierten Freundschafts- und Beistandsverträge der DDR mit den »Bruderländern«, wie auch mit der Sozialistischen Republik Vietnam, als Strategien zur Machtbehauptung gegenüber den Westmächten. So unterstützte die DDR bereits sofort nach der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen mit Nordvietnam 1950 das Land finanziell, militärisch und wirtschaftlich. Mit der Organisation schulischer oder beruflicher Ausbildung von Vietnamesen in der DDR wurde darüber hinaus Beistand für den »sozialistischen Bruderstaat« geleistet.
Letztlich sind Thomas Billhardts Photographien jedoch nicht nur im Rahmen des Ost˗West˗Konflikts zu sehen. Sie werfen auch einen Blick auf ein junges Land im Umbruch. In seinen Bildern aus Vietnam werden auch schöne, intime, gar hoffnungsvolle Augenblicke festgehalten.

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